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Indienhilfe St. Ludger Lüdinghausen
Indienhilfe

Seit 1988 arbeiten Lüdinghauser im Team der Indienhilfe St. Ludger für die
National Domestic Workers' Movement (NDWM),
gegründet von Sr. Jeanne Devos zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Wechsel in der Führung der Indienhilfe St. Ludger

Im Jahr 2005 wurden 1.000 Frauen gemeinsam für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Sie standen stellvertretend und symbolisch für Hunderttausende von Friedensaktivistinnen, die sich verstreut auf der weiten Welt meist eher im Hintergrund engagiert für mehr Frieden auf dieser Welt einsetzen. Die belgische Sr. Jeanne Devos war eine dieser 1.000 Frauen. Ihr gesamtes Engagement in den zurückliegenden gut 30 Jahren galt der NDWM. Jetzt hat sie ihre Koordinationsaufgabe in dieser Bewegung in die Hände ihrer indischen Nachfolgerin Sr. Christy Mary gelegt.

Seit 28 Jahren unterstützt die Lüdinghauser Indienhilfe St. Ludger dieses Anliegen. Die NDWM wurde zu Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts von Sr. Jeanne gegründet. Ziel war es, den weitgehend den versklavten Hausarbeiterinnen in der indischen Gesellschaft zu besseren Arbeitsbedingungen und zu einer Lebensperspektive zu verhelfen. Dies soll u.a. geschehen, indem die Frauen und Mädchen sich zu Gruppen zusammenschließen und gemeinsam aktiv werden, um Misshandlungen und Ausbeutung in die Öffentlichkeit zu tragen. Die Lüdinghauser Initiative hat immer wieder den Kontakt zu dieser Bewegung gesucht und sie auch über den Verkauf von unterschiedlichsten Waren wie Spenden unterstützt. Dieses soll natürlich auch nach dem Stabswechsel fortgeführt werden.

Gruppenbild
Ilse Evertz und Gisela und Heinz Reuter haben die Lüdinghauser Gruppe im belgischen Heverle vertreten, als Sr. Jeanne Devos ihre Nachfolgerin Sr. Christy vorstellte.

Sr. Jeanne, 1935 in Belgien geboren, ist eine Schwester des römisch-katholischen Ordens ICM. Sie widmet ihr Leben seit 1965 den Rechten von Kindern in Indien. 1985 gründete sie das Netzwerk Nationale Bewegung der Hausarbeiter/-innen in Mumbai. Heute ist sie die Koordinatorin dieser wachsenden Bewegung gegen die Sklaverei von Frauen und Kindern in 18 indischen Staaten. Als Vertreterin der Bischofskonferenz Indiens bei UN- und UNICEF-Konferenzen kämpft sie gegen Kinderarbeit, -handel und -prostitution sowie Kinder- soldaten/-innen. Auf ihre Initiative hin hat das NDWM auch Hilfe in den Gegenden Indiens geleistet, die vom Tsunami im Dezember 2004 betroffen waren.

"Ich war schon immer an den Menschenrechten und der Würde jeder Person interessiert. Ich glaubte, dass mein Handeln die Verletzlichsten und Diskriminiertesten stärken sollte. Deshalb entschied ich mich für Hausarbeitskräfte, Frauen oder Kinder, denn sie hatten keine Stimme, keine Rechte, und das ist mein Verständnis von Sklaverei. Was mich zum Handeln brachte, war die unmenschliche Situation dieser Frauen und Kinder. Es berührte und verletzte mich als Frau. Dringlich wurde es, als ich ein 13-jähriges Mädchen traf, das vergewaltigt worden war, schwanger wurde und abtrieb - ohne zu verstehen, was ihr passiert war. 1985 gründete ich das Netzwerk Nationale Bewegung der Hausarbeiter/-innen in Mumbai, um die Sklaverei zu beenden. Heute ist diese Bewegung in Indien in den meisten Staaten aktiv. Zu den Strategien gehören persönlicher Kontakt und Ausbrechen aus der Isolation, das Organisieren der Hausarbeitskräfte in Gruppen, um Solidarität aufzubauen, Krisenintervention, Rechtsbeistand, Bildungsmöglichkeiten, Kampagnen gegen Kinderhandel und Schaffung öffentlichen Bewusstseins. Wir glauben, dass die Stärkung des Einzelnen und der Gruppe das Hauptziel der Bewegung ist. Wir setzen bei Menschen- und Kinderrechten an. Die größten Probleme für das Netzwerk sind die Privatsphäre des Hauses - Hausarbeitskräfte sind unsichtbar, Geld ist Macht in einem System, das nach billiger Arbeit fragt - und traditionelle Mythen, die Sklaverei verstecken. Wir ziehen unsere Kraft aus der Zähigkeit und vereinten Kraft der Hausarbeiter/-innen und der Teamarbeit. Meine Vision einer friedlichen Zukunft ist es, Hausarbeitskräfte aus der Sklaverei zu befreien und ihnen Würde und Gerechtigkeit widerfahren zu lassen." (Sr. Jeanne Devos)

gegen Ausbeutung und für Ausbildung von Frauen und Kindern in Hausarbeit

Unter den schätzungsweise 20 Millionen arbeitenden Indern, gibt es eine Vielzahl von Mädchen und Frauen, die in privaten Haushalten ihre Arbeit verrichten. Unterernährt, unterbezahlt und alleingelassen, wobei die meisten nicht die Schule besuchen und oft Opfer übergriffiger „Hausherren“ sind. An 400 Orten in Indien erreichen Mitarbeiter der NDWM über 4 Mio. betroffene „Frauen und Kinder in Hausarbeit“!

Die Rechte von Frauen und Kindern in Hausarbeit zu erkämpfen und zu stärken, war und bleibt das Ziel der Bewegung NDWM. Eingefordert werden:

Die Indienhilfe St. Ludger Lüdinghausen unterstützt den Einsatz dieser Bewegung und erfährt tatkräftige Hilfe

Die Indienhilfe führt regelmäßig Aktionen durch zugunsten von NDWM, so den Verkauf von Handarbeiten deutscher und indischer Frauen auf dem Weihnachts- und Adventsmarkt im Bauhaus der Burg Lüdinghausen.

Ein jeder kann ebenso einen Beitrag für die Arbeit der Indienhilfe leisten:

Die Weitergabe der Spenden an die NDWM geschieht ohne Reibungsverluste.

Die Indienhilfe steht im E-Mail-Austausch mit Sr. Jeanne Devos in Mumbai. Sie wird durch die Zeitschrift "Link", herausgegeben von NDWM, vierteljährlich über die Entwicklung der Bewegung in Indien informiert.

Näheres zur Lage der Frauen und Kinder in Indien

Die Bewegung National Domestic Workers Movement wächst kontinuierlich. Frauen in Hausarbeit werden befähigt, selbstbewusst für ihre Rechte einzutreten. Frauen schließen sich in Gruppen zusammen, um sich gegenseitig zu stützen und zu ermutigen, ihre Stimme zuerheben.

Tatsache ist immer noch: Hausarbeiterinnen sieht man nicht, man hört sie nicht. Es ist mühevoll für die Mitarbeiter der NDWM, sie zu erreichen. Schutzlos, schlecht, oft gar nicht bezahlt und allein gelassen in fremden Haushalten, werden Kinder und Frauen oft Opfer ihrer übergriffigen Arbeitgeber. Hausarbeiterinnen stammen meist aus der unteren Kaste in Indien. Sie kommen aus Dörfern, wo Arbeitslosigkeit, Hunger und Armut herrschen.

Sr. Jeanne Devos beschreibt die Situation vieler, noch nicht unterstützter Frauen und Kinder in Hausarbeit als "moderne Sklaverei".

Kinderarbeitern wird oft die Gelegenheit verwehrt, eine Schule zu besuchen. Obwohl Kinderarbeit in Indien seit 2005 verboten ist, geben notleidende Eltern ihre Kinder als Arbeitskräfte in fremde Familien. Sie bekommen dafür Geld, das diese Kinder in Schuldknechtschaft abarbeiten müssen.

Sr. Jeanne Devos weist in ihren öffentlichen Reden mit folgenden Worten immer wieder daraufhin:

"Wir begleiten diese Kinder, diese Arbeit nicht, ohne Alternativangebote
zu übernehmen. Wir überlassen sie nicht ihrem Schicksal."

Aus diesem Grunde wählt die NDWM-Bewegung das pragmatische Leitbild:

"Lasst uns helfen, wo wir können, lasst sie reifen und sich organisieren."

NDWM ist eine Bewegung für und von indischen Hausarbeitern.

Die NDWM arbeitet daran, Kinderarbeitern eine Chance auf Schulbildung zu ermöglichen. Ein stundenweiser Schulbesuch wird oft mit dem Arbeitgeber ausgehandelt. Ausgebeutete, traumatisierte Kinder werden in Schutzhäusern auf eine Übergangsschule vorbereitet, um an einem allgemeinen Schulunterricht teilnehmen zu können. Mitarbeiter der NDWM arbeiten an Netzwerken für Hausarbeiter, ermutigen sie über ihre Lebens- und Arbeitssituation zu sprechen und in gemeinsamen Aktionen ihre menschenunwürdige Lage öffentlich zu machen.

Gemeinsam lernen die Arbeiterinnen, sich gegenseitig in dieser Bewegung zu stärken, indem sie selbstverantwortlich, selbstbestimmt und öffentlich für ihre Rechte eintreten. Damit demonstrieren sie, welchen Wert ihre Arbeit in der indischen Gesellschaft besitzt und welche Bezahlung mit ihrer Arbeit im Haushalt, der Kinderbetreuung und Altenpflege verbunden sein müsste.

Bilder Indienhilfe